Einmal Wiesn und zurück

Das es mich einmal auf das Oktoberfest verschlägt, hätte ich wohl noch vor einem halben Jahr auch nicht für möglich gehalten. Aber gegen Betriebsausflüge ist man ja quasi machtlos und so habe ich diese Woche die erste Wiesn meines Lebens betreten.

Bei meiner Ankunft um zehn Uhr morgens war ich überrascht eine riesige, fast menschenleere Kirmes und einige große Zelte vorzufinden. Das entsprach nicht dem, was ich in den vergangenen anderthalb Wochen so im Fernsehen von diesem spektakulären Volksfest mitbekommen hatte. Denn da gab es Australier, die sich im Vollrausch ihres T-Shirts entledigten und daraufhin von dem Security-Personal aus dem Zelt geworfen wurden (in den Wiesn-Zelten darf weder Frau noch Mann oben ohne sein), w ilde Prügelein und allerlei merkwürdige Gestalten.

Meine fünf Stunden im Augustiner-Festzelt waren gar nicht so weit von meinen Vorstellungen entfernt. Wer kein Bier vor sich stehen hat, fällt auf, so viel steht fest. Ich habe mich tapfer an meine Zitronenlimo geklammert und beobachtet, wie die Menschen sich nach einer oder mehreren Maß verändern.

Etwa alle fünf Minuten kommt eine bedirndelte Studentin mit Turnschuhen und einem großen Korb vor dem Bauch vorbei und will Brezeln an die Menschheit verkaufen. Die Damen werden gerne von betrunkenen Touristen als Fotomotive verwendet. Da steht dann ein völlig betrunkener Spanier und legt den Arm um die Brezel-Verkäuferin, die darauf nur noch ein gequältes Lächeln in Richtung Handy oder Kamera werfen kann. Am meisten beeindruckt haben mich aber die Anstoß-Rituale. Spätestens wenn jemand am Tisch ein neues Bier bekommt, werden die schweren Krüge gegeneinander geknallt. Gerne aber auch immer wieder zwischendurch und selbstverständlich wenn die Kapelle bestimmte Lieder anstimmt.

Während das Zeltinnenleben mich eher wenig beeindruckt hat, fand ich die Riesen-Kirmes, die draußen gegen Mittag zunehmend an Fahrt gewinnt, klasse. Fast jeder Zweite hat dort ein Lebkuchenherz um den Hals hängen. Neben den üblichen lahmen Kirmes-Attraktionen gibt es so viele wunderbare Sachen zu entdecken. Und das Beste: Das ganze nimmt fast gar kein Ende, so weitläufig ist das Gelände. Man sieht dort ältere Männer mit Bierbauch und Bierhüten, die versuchen zu der Technomusik vom Autoscooter zu tanzen, kleine Mädchen in roten Dirndl mit farblich  passendem  Marienkäferballons, gelangweilte große Brüder mit grünen Chucks, die mit ihren kleinen Geschwistern Kettenkarrussell fahren, betagte Ehepaare die händchenhaltend Karussels zuschauen und sooo vieles mehr. Und genau deshalb hat sich der Wiesn-Besuch (mal abgesehen von der Erweiterung meines kulturellen Horizonts) auch gelohnt. Denn so viele Foto-Motive auf einem Haufen findet man selten.

Meine gesammelten optischen Eindrücke gibt es hier.


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