Mikroboy: Eine Frage der Zeit

Es ist erst zwei Jahre her, da gehörten Mikroboy zu den größten Hoffnungen der deutschen Indie-Szene. Der Hype fand in der Teilnahme bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contests ihren Höhepunkt. Vieles hat sich seitdem verändert. Zwei Bandmitglieder sind gegangen, ein neues ist hinzugekommen. Doch musikalisch hat das wenig verändert. Das neue Mikroboy-Album „Eine Frage der Zeit“ knüpft nahtlos an das Debüt an und fördert wenig Überraschendes zu Tage.

Noch immer stehen Mikroboy für eingängige Musik zwischen Indie, Pop und Rock, die zum Tanzen einlädt, und lyrisch wohlklingende Texte, die sich an der einen oder anderen Stelle wiederholen. Noch immer produziert die Band um Frontmann Michael Ludes hymnische Pop-Sogs mit Ohrwurm-Potential. Und noch immer fehlt an manchen Stellen musikalisch wie textlich der wahre Tiefgang.

Ohne Frage gibt es auf „Eine Frage der Zeit“ Songs die mitreißen, bei denen vieles stimmt und Mikroboy gekonnt Herzschmerz, Poesie und Melodie vereinen. „Lass mich irgendwas sein“ ist so ein Song. „Wenn die Last von dir fällt ist die ganze Geschichte erzählt. Und der einzige Teil der noch fehlt ganz am Schluss, ist der Teil den man eigentlich schon kennt: Kein Happy End“, singt Michael Ludes während unter ihm verzerrte Gitarren und ein rockiges Schlagzeug wabern. Das sind 3:42 Minuten Mikroboy in vollem Glanz und mit ordentlich Rock ’n Roll.

„Ein einzelnes Atom“, „Wann bleibst du endlich“ oder „Herzen aus Holz“  sind dagegen eher Mittelmaß-Songs und führen ganz klar den Debüt-Sound fort. Doch zum Glück gibt es daneben auch gelungene Anknüpfungspunkte: „Solang der Mut den Zweifel schlägt“ oder „Irgendwie unangenehm“ stehen beispielsweise für eingängigen Indie-Rock. Und „Alles was du brauchst“ wagt sogar ein sehr stilles Intro mit Piano-Läufen, kehrt dann jedoch auch in die gewohnten Bahnen zurück.

Fazit: Mikroboy haben sich ihren Schülerband-Charme bis heute erhalten. „Eine Frage der Zeit“ klingt nicht reifer als das Debüt, hat aber trotzdem durchaus hörenswerte Minuten. Die können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Songs stellenweise Durschnitts-Pop sind und die textliche Tiefgründigkeit trotz sauber eingehaltenem Reimschema an einigen Stellen fehlt.


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