Im zweiten Teil des Interviews spricht Y’Akoto mit Watte pusten über Rockmusik, Musik als Botschaft, ihre Einflüsse und die Studioarbeit mit den Produzenten Kahedi und Mocky. (Den ersten Teil des Y’Akoto-Interviews lest ihr hier!)
Das fällt ja auf deiner EP auf, dass du auch vor politischen oder selten aufgegriffenen Themen nicht Halt machst. Siehst du Musik als Mittel auf Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen?
Y’Akoto: Ich will nur einen Zugang zu dem Gefühl von Menschen bekommen. Wenn man mich schon fragt, willst du was bewegen mit deiner Musik, dann ist eigentlich die Antwort: Ich wünsche mir Mitgefühl. Wenn ich zum Beispiel die Geschichte von dem Kindersoldaten erzähle. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er sagt die Welt ist Ungerechtigkeit und ob er sich dann bei irgendeiner Hilfsorganisation einschriebt oder ob er einfach für sich sagt, ich fühle das, ich habe ein Mitgefühl. Weil ich glaube was uns ein wenig abhanden kommt, ist das Mitgefühl. Vorsichtiger miteinander umgehen und menschlicher werden.
Ist es nicht schwierig sich mit so einer Botschaft gegenüber viel nichts sagenderen Botschaften in der Popmusik im Allgemeinen zu behaupten?
Y’Akoto: Ich bin generell ein Mensch mit sehr authistischen Zügen. Ich bin wirklich Vollblutmusikerin. Es gibt Tage, da esse ich zum Beispiel nichts, weil ich so in meiner Musik bin, dass ich überhaupt keinen Appetit verspürre. Ich mache meine Musik, wie andere vielleicht Workaholics sind. Ich tauche in extreme Welten ein. Daraus entpuppt sich so ein Gefühl von fast Gleichgültigkeit. Ich mache das, was ich möchte. Ich habe nur ein Leben und ich nutze alle Möglichkeiten aus. Man kann mich gerne vergleichen, aber ich bin geboren, um das zu machen, was ich mache. Und ich mache das alles mit sehr viel Humor und sehr viel Leichtigkeit. Und ich glaube wenn das irgendwann alles nicht mehr der Fall ist, dann höre ich auch auf. Ich bin ein sehr konsequenter Mensch. Wenn ich merken würde, mir macht das keinen Spaß mehr und ich sehe die Dringlichkeit nicht mehr, mich für drei Stunden ans Klavier zu setzen, dann würde ich aufhören. Da will ich auch meine Fans nicht verarschen.
Wie war es für dich im Studio zu sein?
Y’Akoto: Ich war schon immer in Studios. In Home Studios wegen Papa. Ich will für meine Zuhörer ja das Beste aus dem Song rausholen. Da ist dann auch die Aufregung weg. Weil ich will das dann einfach machen. Ich bin sehr zielgerichtet. Aber noch nicht mal mit Ellbogen, sondern genauso wie Andere ihr Studium in Medizin durchziehen. Da muss man ja auch diszipliniert sein und durch die Prüfungen durch. Nervosität kann auch dazu führen, dass du null Punkte schreibst. Ich habe das dann auch. Ich ziehe das dann durch, auch wenn es manchmal aufregend ist wie zum Beispiel mit Mocky. Das ist einer meiner Produzenten. Und ich war einfach schon immer Mocky-Fan. Das war dann völlig komisch auf einmal mit ihm am Klavier zu sitzen. Aber es ist wie im Studium. Man reißt sich zusammen und sagt. So, jetzt wird es gemacht.
Daneben hast du ja auch mit Kahedi als Produzententeam gearbeitet. Wie kam es dazu?
Y’Akoto: Durch mein Management. Und dadurch, dass Kahedi gesagt habe, sie haben da Lust zu. Bei allen Produzenten habe ich erst gesagt: Ja klar, fragt die mal an. Und dann hatte ich aber Glück, die wollten das auch alle. Das war schon einmal eine gute Basis. Wenn denen das gefällt haben die auch eine ganz andere Motivation. Und ich auch, weil ich weiß, dass ist für die nicht nur ein Job. Musik ist zwar auch Geschäft, aber man bringt ja immer so viele Emotionen da rein. So eine Produktion ist auch unglaublich emotional. Und es sind schon einmal gute Voraussetzungen, wenn alle Lust dazu haben. Und ich als Künstlerin habe im Gegenzug all meinen Produzenten sehr viel Vertrauen entgegen gebracht. Ich habe das einfach intuitiv wahrgenommen, dass das alles so stimmt und das ist glaube ich auch sehr wichtig. Man muss den Menschen, denen man sozusagen seinen Schatz gibt, vertraut.
Welche Künstler haben dich beeinflusst?
Y’Akoto: Die Leute sagen immer ich erinnere sie an Nina Simone, Amy Winehouse oder Erykha Badu. Ich denke dann, dass ich ja gar nicht diese Musik gehört habe als Teenager. Erykah Badu habe ich ziemlich spät entdeckt, mit 16 erst. Ich war schon immer absoluter Björk Fan. Ich mochte wie alle Mädchen Nirvana sehr gerne, Kurt Cobain fand ich ganz große klasse. Jimmy Cliff, Joan Armatrading und Tracy Chapman.
Letzteres kann ich mir ja vorstellen, aber Björk oder Nirvana hätte ich jetzt nicht erwartet…
Y’Akoto: Das ist immer das, was niemand versteht. Eine Stimme ist nicht nur eine Stimme, sondern eine Stimme ist auch ein Ausdruck. Und was diese Künstler hatten, die ich eben genannt habe. Kurt Cobain und Björk. Die hatten so einen starken Ausdruck, die wollten mit ihrer Musik etwas sagen. Und das will ich halt auch, ich will nicht einfach schön singen. Es ist schön, wenn die Leute meine Stimme vergleichen, aber für mich ist viel wichtiger, was ich eigentlich sagen möchte. Ich glaube ein eigenwilliger Ausdruck führt zu einer eigenwilligen Stimme. Und das ist ja auch etwas, was bei Kurt Cobain, Björk oder Portishead hatten. Rock ist eine extrem emotionale Musik. Nur weil die Gitarren etwas lauter sind, bedeutet es nicht, dass es weniger emotional oder tiefgängig ist. Ich finde zum Beispiel auch eine Heavy Metal wie System of a down habe ich damals extrem gepriesen, weil der Sänger bei mir sehr viele Emotionen losgetreten hat. Da ist es nicht wichtig, welche Art von Musik man macht. Sondern da ist es wichtig, dass jemand da ist, der will etwas erzählen. Der will was sagen. Und ich glaube deshalb ist meine Stimme so, ich will das man mir zuhört.
Ich habe gelesen, dass du jetzt schon an den Songs für dein zweites Album schreibst.
Y’Akoto: Ja, ich bin jetzt fertig mit den Demos. Ich habe jetzt 30 Lieder und habe jetzt keine Lust mehr. Ich mache jetzt Stop, sonst ist es zu viel.
Bist du jemand, der nicht still sitzen kann und immer weiter machen muss?
Y’Akoto: Nein, ich bin einfach genau wie einige andere Frauen. Wie zum Beispiel Coco Chanel. Die auch sehr viel gearbeitet hat in ihrem Leben und an die Sache geglaubt hat. Und deswegen so war, wie sie war. Wenn es Personen gibt, mit denen ich mich identifizieren kann, dann sind es solche. Oder die Königin von England, die vor der Queen. Das sind starke Frauen-Charaktere in der Geschichte, die mir imponieren. Rosa Parks oder Joan Baez. Das sind einfach Frauen, die ihr Leben gelebt haben, wie sie es für richtig gehalten haben. Und die hatten eine Vision. Und ich habe auch eine Vision.
Und was steht in deiner Vision für 2012?
Y’Akoto: Ich will weiterhin glücklich und gesund sein. Wenn ich nicht gesund wäre, könnte ich nicht das machen, was ich mache. Ich würde gerne rumkommen mit meiner Musik. Cause I’ve got shit to tell. Ich will so vielen Leuten wie möglich meine Geschichte erzählen. Weil ich überzeugt davon bin, dass es Leute inspirieren kann, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Das sage ich jetzt nicht von mir, sondern das habe ich jetzt auf Tour tatsächlich ein paar Mal gehört.
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